Ganzheitliche Begleitung

Worldwide Candle Lighting Day - Gedenktag für Sternenkinder

von Inga Ohlsen

Jedes Jahr findet am zweiten Sonntag im Dezember das Worldwide Candle Lighting oder das weltweite Kerzenleuchten statt. Es ist ein Tag, an dem viele Menschen auf der ganzen Welt an ihre Sternenkinder denken. In ihrer jeweiligen Ortszeit um 19 Uhr stellen sie ein Licht ins Fenster, so dass das Kerzenlicht einmal um die Welt geht. Es zeigt unseren Sternenkindern und allen Menschen: Ein Licht brennt für euch, ihr seid immer in unseren Herzen.

Heute ist dieser Tag und ich möchte gern mit euch die Worte teilen, die ich heute bei der Gedenkveranstaltung der Elterngruppe des St. Matthäus-Friedhofs in Berlin-Schöneberg vorgetragen werde. Dies Jahr ist das Motiv das Meer und so geht es in meiner Rede um die Trauer in Wellen und darum, dass wir alle Teil des großen Ozeans des Bewusstseins sind.

 

Liebe Eltern, liebe Geschwister, liebe Familien und andere Herzensmenschen,

die Trauer um unsere Sternenkinder hat so viele Gesichter. Für dies Jahr hat das Köfferchen – Team das Bild vom Meer ausgewählt. So ein passendes Bild, in dem zwei wichtige Aspekte stecken, über die ich zu euch sprechen will.

 

Der erste Aspekt ist die Trauer, die in Wellen kommt. Das haben wir alle schon oft gehört – aber was ist damit gemeint?

 

Unsere Trauergefühle: die Traurigkeit, die Liebe, die Sehnsucht, aber manchmal auch Wut, Verzweiflung, Neid – die ganze Bandbreite eben – sie kommen und gehen in Wellen. Manchmal, wenn wir mittendrin stecken in so einer Trauer-Welle, wenn sie uns erfasst und durchwirbelt, dann kann es sein, dass wir uns fühlen, als könnten wir in unseren Gefühlen ertrinken. Als würde es niemals mehr anders werden.

 

Und dann passiert es aber doch: Die Welle ebbt langsam wieder ab, spült uns an den Strand. Wir rappeln uns auf, erschöpft und mitgenommen. Und gleichzeitig: lebendig, gereinigt, ein Stückchen leichter als vorher.

 

Wir schauen auf das Meer, können sein Rauschen wahrnehmen, die Weite und auch seine Schönheit. Vielleicht auch ein Stück inneren Frieden.

 

Wir wissen: die nächste Welle wird kommen. Vielleicht schon morgen. Vielleicht auch erst in einer Weile. Die Zeiten, in denen es sich ruhiger anfühlt, werden länger werden im Laufe der Jahre – seid euch dessen gewiss.

 

Was hilft uns, mit diesen Wellen zu leben?

 

Wir dürfen vertrauen, dass die Gefühlswelle ihren eigenen Weg kennt, ihr eigenes Tempo hat. Dass sie durch uns hindurch fließen will und dann wieder abebben wird. Je weniger Widerstand wir ihr entgegensetzen, desto leichter wird sie es haben und umso rascher wird sie wieder abebben. Es macht einen großen Unterschied, wenn wir bewusst mitbekommen „Ah, jetzt kommt eine Gefühlswelle“ und uns entscheiden, ihr Raum zu geben. Manchmal braucht es dazu nicht viel – ein paar Momente des Innehaltens, des bewussten Atmens – und es fühlt sich leichter an.

 

Jetzt möchte ich noch über den zweiten Aspekt etwas sagen, der im Bild vom Meer steckt.

 

Khalil Gibran schreibt in seinem Buch „Der Prophet“: „Leben und Tod sind eins, so wie der Fluss und das Meer eins sind“.

 

Für mich ist es ein tröstliches Bild, dass wir uns unsere ganze Existenz als das Meer vorstellen können. Aus diesem schier unendlichen Ozean bilden sich immer wieder neue Formen: einzelne Wassertropfen, Nebel, Regen, Hagel, Schnee. Wasser, das vom Meer aufgestiegen ist, sammelt sich und fließt irgendwann mit dem Fluss ins Meer zurück.

 

Kein Tropfen ist jemals verloren und jeder Tropfen bleibt nicht nur ein Teil des Ganzen in seiner eigenen Form – er IST auch das Ganze.

 

Und so können wir auch den Weg unserer Sternenkinder betrachten: Jeder Wassertropfen ist Teil des großen Ozeans, egal, wie klein er auch ist. Jedes unserer Kinder hat unsere Leben berührt und berührt uns weiter.

 

Sie haben sich nur für kurze Zeit als einzelne Tropfen gezeigt, während unsere Reise ein Stück weiter und länger durchs Leben führt. Aber wir waren und sind niemals getrennt: Wir alle sind aus demselben Stoff gemacht, wir sind alle Ausdruck des großen Seins.

 

Die Liebe zu unseren Sternenkindern kennt keine Grenzen und verbindet uns auf ihre eigene Weise mit dem großen Ganzen. Unsere Kinder sind und bleiben ein Teil von uns – und wir ein Teil von ihnen.

 

Die Trauerwellen werden weiter kommen und gehen – denn solange wir lebendig sind, wird unser Herz immer wieder überfließen mit all den Gefühlen. Vor allem aber mit unserer Liebe.

 

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir immer wieder in unserem Inneren die Kraft und das Vertrauen finden, die Wellen der Trauer und des Lebens zu reiten. Dass wir dabei sanft und liebevoll mit uns selbst und mit den Anderen sind.

 

Eine gesegnete Adventszeit für uns alle!

 

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